Springe zum Inhalt

Hufabszess

Ein Hufabszess ist eine Eiteransammlung in der Lederhaut. Er entsteht aus meist kleinen infektiösen Lederhautentzündungen. Es mssen also Bakterien im Spiel sein. Sind nur oberflächliche Teile der Lederhaut betroffen, ist der Eiter meist dünnflüssig und durch Einschmelzen pigmentierter Zellen eventuell schwarz gefärbt. Bei Beteiligung tieferer Schichten ist das Sekret meist dickflüssiger und gelber. Je älter der Abszess ist, desto mehr geht die Farbe des Eiters ins bräunliche.
Entstehung: Kleine Hornrisse und –Spalten ermöglichen das Eindringen von Bakterien. Infizierte Lederhautverletzungen wie Nageltritt, Kronentritt, fälschlich geschnittene Steingallen haben die gleiche Wirkung. Es zeigt sich also, dass schlechte Hornqualität Hufabszesse begünstigt. Diese Hornqualität wiederum ist abhängig von Faktoren wie Jahreszeit, Fellwechsel, Veranlagung, Fütterung, Haltung und Pflege, hier im Besonderen von Bewegung, Einstreu und Hufpflege.
Symptome: Diese sind nicht immer so offensichtlich und so vollständig vorhanden, wie im Lehrbuch beschrieben. Deshalb werden sie im Folgenden kurz kommentiert.
Mittel- bis hochgradige Lahmheit: Sie setzt fast immer ganz plötzlich ein. Die Auffußung ist jenach Lage des Abszesses verändert. Die Lahmheit kann aber
auch nur geringgradig sein.Tiefliegende Abszesse schmerzen eventuell erst nach demAusschneiden, wenn sie näher an der Oberfläche sind. Da das
Pferd aber oft erst nach dem Beschlagen vorgetrabt wird,kann der Hufabszess auch mit einer Vernagelung verwechselt werden.

Druckschmerz ? Zangenprobe positiv?

Leider stimmt auch das nicht immer! Oft tritt sie erst nach Abnehmen des Eisens ein, deshalb ist diese Entscheidung bei einer Lahmheit oft schwer zu treffen. Da die Zangenprobe von den Druckverhältnissen im Huf abhängig ist, ändert sie sich teilweise mit dem Schneiden bei der Abszesssuche. Es muss also ständig vorsichtig nachgeprüft werden. Dies hat außerdem den Vorteil, dass man vielleicht mit der Zange etwas Eiter herausdrückt und so den Abszess besser findet.
Manchmal erreicht man dies auch, wenn man das Pferd mit dem erkrankten Huf treten lässt, falls möglich kann man den gegenseitigen Huf dazu kurz aufheben.
Wärme? Auch dieses Symptom kann fehlen, wenn zum Zeitpunkt der Abszessbildung die eigentliche Entzündung schon abgeklungen ist. Das Pferd geht meist erst bei Druckanstieg durch Eiterbildung lahm! Eine Pulsation der Fußarterie ist fast immer vorhanden, aber leider auch bei allen anderen Entzündungsprozessen im Huf. Schwellungen gehen manchmal bis übers Fesselgelenk. Irreführenderweise können sie das einzige Symptom sein, das Pferd geht also auch (noch) nicht lahm. Oft wird daher hier fälschlicherweise ein Sehnenproblem diagnostiziert
Eiteraustritt an Kronsaum oder Ballen...ist meist Spätsymptom: Der Eiter sucht sich selbst einen Weg (Fistel) und wird erstaunlich oft übersehen, vor allem
wenn dies am Ballen ist. Hier entsteht eine schmierige, übelriechende Stelle am Kronsaum. Beim Tierarzt löst das Freude oft aus, da Diagnose und Lage des Abszesses jetzt endlich ziemlich eindeutig sind.

Behandlung:

Bei Verdacht auf Hufabszess muss das Eisen abgenommen und der Abszess mit der Zange gesucht werden. Das klingt einfacher, als es ist. Der Abszess wird aufgeschnitten, wobeidas Loch innen nicht zu groß sein darf, damit die Lederhaut nicht vorfällt. Nach außen muss das Loch trichterförmig weiter werden, damit sich der Kanal nicht wieder schließt. Das sollte in der Regel durch den Tierarzt oder in seinem Beisein erfolgen, anschließend kommt für zwei Tage ein Angußverband mit Rivanol o.?. drauf. Es folgen, wenn nicht noch ein mal nachgeschnitten werden muss, trockene Verbände, bis die Lederhautreizung
abgeklungen und die Wunde trocken ist und das Pferd lahmfrei läuft.Nach dem Abheilen des Abszesses muss ein glatter Anschluss zwischen der Huflederhaut und dem Hornrand des Loches hergestellt werden, da sich sonst leicht eine doppelte Sohle bilden kann. Es gibt Pferde, die gehen erst nach Beschlag oder mit Hufschuh wieder völlig gerade. Genauso kann es vorkommen, dass die Lederhaut noch längere Zeit etwas Feuchtigkeit absondert, deshalb darf das Loch, auch nach der Heilung, nie zugestopft werden! Spätestens wenn das Sekret klar ist und das Pferd wieder gerade läuft, kann man es wieder anreiten.Da das neue Horn zunächst sehr empfindlich ist, soll das Pferd für eine Ausschneideperiode mit Hufschuh gehen , alternativ könnte es auch eine, besser sogar zwei, Ledersohlen erhalten.Achtung: Bei jedem Hufabszess ist die Frage nach dem Tetanusschutz wichtig!